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Rekordjahr für Deutschlands Windbranche im Jahr 2017

31.01.2018

Mit einem Ausbau von knapp 6 500 Megawatt an Land und auf See 2017 kann Deutschland auf sein bislang erfolgreichstes Jahr beim Windkraftausbau zurückblicken. Der bisherige Rekord datierte aus dem Jahr 2015, in dem etwas mehr als 6 000 MW Windkraftleistung neu in Betrieb gegangen war.

Den neuen Spitzenwert hat vor allem der Brutto-Zubau von 5 333 MW an Land (Rekord zuvor: im Jahr 2014 gab es einen Ausbau von 4 750 MW brutto) möglich gemacht. Dieser Windboom zwischen deutsch-dänischer Grenze und dem Alpenvorland kam nicht unerwartet: Das bei der Bundesnetzagentur geführte Anlagenregister hatte schon im zurückliegenden Spätherbst die 5000 MW-Marke erreicht. Und hätten die Windturbinenhersteller nicht reichlich Verdruss mit fehlenden Genehmigungen für die notwendigen Schwerlasttransporte oder mit einer beschränkten Zahl von Spezialkränen auf den Baustellen gehabt, der Ausbau hätte leicht noch um einige Megawatt höher ausfallen können.

Neben den knapp 1 800 neuen Anlagen an Land haben 2017 vor der deutschen Nord- und Ostseeküste weitere gut 200 Windenergieanlagen mit einer Leistung von zusammen 1 250 MW die Stromerzeugung aufgenommen. Auf diesen beiden Säulen basiert der Gesamtzubau von 6 483 MW. Nach China und den USA dürfte es damit in Deutschland wie im Vorjahr auch 2017 weltweit den drittstärksten Ausbau bei der Windenergie gegeben haben.

Der bemerkenswerte Onshore-Ausbau hierzulande im vergangenen Jahr hängt mit der in der letzten Legislaturperiode beschlossenen Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zusammen. Die Novelle legte für die Windkraftförderung einen Wechsel von der garantierten Einspeisevergütung zu Ausschreibungen fest. Das Gesetz sah aber auch einen Übergangszeitraum für die Jahre 2017 und 2018 vor: Wer als potenzieller Betreiber bis Ende 2016 eine Baugenehmigung für sein Windprojekt vorweisen konnte, fiel noch unter die wirtschaftlich günstigeren Konditionen des „alten“ EEG. Genau diese Regelung haben viele Windmüller und Investoren genutzt: So ist der Genehmigungsboom von 8 700 MW bis zur Silvesternacht 2016 zu erklären.

Von diesem Bestand dürfte im vergangenen Jahr rund 60 Prozent in Betrieb gegangen sein. Der Rest dürfte in den kommenden Monaten folgen. Deshalb erwartet Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie, „ein ganz starkes Wachstum im ersten Halbjahr.“

Boom-Jahr 2017: Und dann Unsicherheit?

Die spannende Frage ist: Was kommt danach? Eine Delle beim Ausbau ist wohl unvermeidbar. „Aus einer Umfrage bei den bei uns organisierten Windturbinenherstellern im dritten Quartal vergangenen Jahres wissen wir, dass es einen Auftragsrückgang für den deutschen Markt in Höhe von etwa 70 Prozent gegeben hat“, betonte Matthias Zelinger, Geschäftsführer von VDMA Power Systems, bei der Präsentation der Aufstellungszahlen in der letzten Januarwoche in Berlin, „die Ebbe ist bei ersten Herstellern und Zulieferern angekommen und wird bis zum Sommer alle erreicht haben.“

Für die Schadensbegrenzung setzen Albers und Zelinger deshalb auf die Politik: Bei ihren Sondierungsgesprächen zur Bildung einer neuen Regierungskoalition hatten sich Union und Sozialdemokraten für die Windenergie an Land auf ein zusätzliches Ausschreibungsvolumen von jeweils 2 000 MW für die Jahre 2019 und 2020 verständigt. Noch sind die Koalitionsverhandlungen aber nicht abgeschlossen, deren Ergebnissen müssen zudem alle SPD-Mitglieder noch in einem Mitgliederentscheid zustimmen.

Um zu verhindern, dass es zu einem drastischen Einbruch beim Windkraftausbau kommt, haben die Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen eine Sonderausschreibung für dieses Jahr gefordert. Der Bundesratsantrag aus Niedersachsen sieht ein Volumen von 2 000 MW für dieses Jahr vor, der aus NRW eine zusätzliche Gebotsmenge von 1 400 MW. Über die Anträge entscheidet die Länderkammer in ihrer Sitzung am 2. Februar. Ob diese Initiative Erfolg haben wird, darüber entscheidet aber letztlich der Bundestag. 

Die Windbranche steht vor einigen ungemütlichen Wochen, bis sich der weitere Ausbaupfad hierzulande klärt.