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Windstrom direkt vom Erzeuger zum Stromkunden

20.11.2017

In Kempen am Niederrhein westlich von Krefeld betreibt Olaf Lange drei Windenergieanlagen vom Typ Enercon E-53. Aus Überzeugung: „Etwa 50 Kilometer von unserem Standort fördert der RWE-Konzern in Garzweiler Braunkohle. Jeder, der das schon gesehen hat, weiß, dass das nicht der richtige Weg ist“, sagt der Windmüller.“ Mit Beginn des kommenden Jahres erzeugt Lange nicht nur Windstrom, sondern liefert seinen Ökostrom auch direkt an erste Privatkunden. Möglich macht das ein neues Internet-Portal der Enyway GmbH in Hamburg.

Dieses Start-up ist eng verbunden mit dem Gründer und langjährigen Geschäftsführer vom bundesgrößten Ökostromanbieter Lichtblick, Heiko von Tschischwitz. Neben dem Energiemanager sind auch der Lichtblick-Mitbegründer Michael Saalfeld und der niederländische Energieversorger Eneco, der Anfang dieses Jahres mit 50 Prozent bei Lichtblick eingestiegen ist, mit jeweils 25 Prozent an Enyway beteiligt. Für sein Unternehmen hat der 49-jährige von Tschischwitz ein Team von derzeit rund 50 Mitarbeitern zusammengestellt. Die Hälfte davon kommt von Lichtblick, unter den Neuzugängen sind viele ausgewiesene IT-Fachleute.

Strompreis ist individuell

Das Geschäftsmodell von Enyway erinnert in Grundzügen an das Ebay-Prinzip und funktioniert so: Betreiber von Windenergieanlagen und anderen erneuerbaren Kraftwerken können sich und ihre Anlagen auf dem neuen Portal mit einem persönlichen Profil und ihrem Angebot präsentieren. Interessierte Kunden können dann mit diesem Stromverkäufer einen Liefervertrag abschließen. Den Strompreis legt jeder Grünstromlieferant individuell fest. Sozusagen als Vermittlungsgebühr erhebt Enyway von dem Stromkäufer eine monatliche Gebühr von 3,99 Euro. Dieser Obolus sinkt auf null für den Fall, dass dieser Kunde Enyway zwei weitere Kunden vermittelt.

Zweite Einnahmequelle sind sogenannte Dienstleistungspakete, die der Stromverkäufer bei Enyway je nach Bedarf buchen kann: „Wir übernehmen für ihn beispielsweise all die üblichen Formalitäten, die beim Netzbetreiber oder beim früheren Versorger seines Kunden anfallen“, erklärt von Tschischwitz. Nach Berechnungen von Enyway seien die von den Stromverkäufern angebotenen Preise trotz der Monatsgebühr und der Serviceentgelte „voll wettbewerbsfähig, weil die Verwaltungskosten der Energieversorger entfallen.“

Für den neuen Online-Marktplatz arbeitet Enyway selbst mit einer Reihe von Dienstleistern zusammen, darunter bekannte Namen aus der Energiewirtschaft. So obliegt beispielsweise das gesamte Bilanzkreismanagement dem bundesweit größtem Direktvermarkter Statkraft Markets. Die Deutschland-Dependance der norwegischen Statkraft sorgt dafür, dass der Stromkunde auch dann beliefert wird, wenn der Enyway-Stromverkäufer beispielsweise mit seinem Windrad keine einzige Kilowattstunde liefern kann. Mit an Bord bei Enyway sind auch die Stadtwerke Schwäbisch Hall, die unter anderem das Prozessmanagement und die Stromabrechnungen nach einem mehrstufigen Auswahlprozess übernommen haben.

Neue Perspektiven für Windmüller

Beim Start des neuen Enyway-Portals wählte Geschäftsführer von Tschischwitz bewusst starke Worte: „Mit Enyway starten wir eine Revolution. Denn bei uns stehen die Menschen im Vordergrund, die nun bei ihrer Energieversorgung nicht mehr auf Konzerne oder Stadtwerke angewiesen sind.“ Von Tschischwitz geht davon aus, im nächsten Jahr eine Zahl im „mittleren fünfstelligen Bereich“ an Verträgen zu vermitteln. Für das Folgejahr kann er sich sogar den Sprung über die 100 000-Marke vorstellen. 

Windmüller Olaf Lange ist froh über die neue Enyway-Plattform. Was ihn an dieser Art von direktem Stromverkauf gereizt hat? „An meinen Windenergieanlagen sind immer wieder Leute vorbeigeradelt und gefragt, ob sie ihren Strom genau aus diesen Windturbinen beziehen können. Und das ist jetzt möglich.“ Lange, der bislang seine Windturbinen vom Hagener Regionalversorger Mark-E direkt vermarkten lässt, profitiert auch finanziell von dem neuen Online-Marktplatz: „Unter dem Strich verdiene ich so künftig mehr mit dem Windstrom.“

Das dürfte andere Betreiber von Windturbinen hellhörig machen. Insbesondere die, deren Anlagen ab Anfang 2021 aus der EEG-Vergütung fallen. Der direkte Stromverkauf an Lieferanten über Enyway oder ähnliche Portale, die sicherlich noch folgen werden, eröffnet ihnen neue Perspektiven für den Weiterbetrieb ihrer Pionier-Anlagen, von denen die meisten technisch noch viele Jahre mehr weiterlaufen könnten.